TW ⚠️ Maßanfertigung

06.05.2024
Ich habe regelmäßig mit der Studienberatung darüber gesprochen, wie es weitergeht. Schließlich wurden mir zwei Optionen angeboten.
  • Variante 1: Wenn ich noch nicht vollständig genesen wäre, würde ich im Februar 2019 wieder mit der Ausbildung beginnen und es langsam steigern. Auf diese Weise würde ich weiterhin nur halbtags zur Schule gehen und die Ausbildung auf 6 Jahre verteilen.
  • Oder Möglichkeit 2: Ich musste in der Schule 100 % anwesend sein.
Natürlich wollte ich mich von meiner besten Seite zeigen und eine Ausbildung absolvieren, aber sechs Jahre für eine Ausbildung zu brauchen war mir damals zu viel. Ich hatte keine fertige Ausbildung und habe mich letztendlich für Variante 2 entschieden. Allerdings fiel mir der ganztägige Schulbesuch schwerer, als ich eigentlich gedacht hatte. Während des Unterrichts hatte ich oft das Gefühl, was ich hier eigentlich mache und es war mir egal. Am liebsten hätte ich sofort aufgehört, alles stehen und liegen gelassen und keine Verpflichtungen mehr gehabt. Der Druck war mir zu groß geworden. Aufgrund meiner Sprechstörung und dem plötzlichen Tod meiner Großmutter wollte mir niemand helfen, sodass der Eimer zu voll war. Der einzige Ausweg den ich damals sah, war die Selbstverstümmelung. Etwas, worüber ich mit niemandem gesprochen habe. Natürlich war dies auch für die häusliche Situation äußerst schwierig.

Ich glaube, nach etwa sechs Monaten bin ich völlig zusammengebrochen. Meine Mutter hatte gemerkt, dass ich mir selbst weh tat und sie wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Dass ich innerlich völlig unglücklich war, konnte man nicht erkennen, denn ich wirkte immer fröhlich. Ich wollte meiner Mutter keine zusätzliche Belastung sein, da auch sie mit dem Tod ihrer Mutter schwer zu kämpfen hatte. Aus diesem Grund habe ich es immer für mich behalten und niemandem erzählt. Die Anpassung wurde sofort abgebrochen und die Schlussfolgerung war, dass die Schule für mich zu diesem Zeitpunkt nicht machbar war. Ich musste mich vollständig erholen, bevor ich überhaupt wieder mit der Ausbildung beginnen konnte. Für mich fiel in diesem Moment eine Last von den Schultern, da ich keinerlei Verpflichtungen mehr hatte.

PS: Es sind jetzt 5 Jahre vergangen und das ist etwas, was ich hinter mir gelassen habe. Dennoch halte ich es für wichtig, solche Themen zur Diskussion zu stellen.