Bürgergeld

Nach 1,5 Jahren habe ich Bürgergeld beantragt. Die Teilnahme an einer Ausbildung war während der Corona-Zeit nicht möglich und eine Arbeit mit meinem VED war nicht umsetzbar. Ich hatte monatliche Ausgaben, aber kein Einkommen.
Mein Arbeitscoach fragte mich, ob ich Pläne für die kommende Zeit oder eine Idee für eine Ausbildung hätte. Außerdem wurde ich gefragt was an meiner Situation geändert werden müsste, damit ich anfangen kann. Ich habe angegeben, dass ich keine Ahnung habe und eine Diagnose habe. Sie bat mich, ihr meinen Lebenslauf zu schicken und wollte wissen, ob sie mir irgendwie helfen könne. Sie wusste nichts weiter über VED. Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich diesbezüglich schon ein schlechtes Bauchgefühl. Das Bildungssystem wurde aufgrund meiner VED als nicht mehr machbar angesehen. Die Missverständnisse, Vorurteile und Erwartungen waren völlig unrealistisch. Inklusive Bildung ist noch immer nicht für alle geeignet. Ich konnte nicht einfach irgendeine Ausbildung beginnen, ohne die nötige Unterstützung. Eines war mir klar: Wenn ich eine Ausbildung absolvieren wollte, brauchte ich entsprechende Unterstützung.
Nach einem Jahr Bürgergeld habe ich mit meinem Arbeitscoach ein Gespräch über meine Wiedereingliederung geführt. In diesem Gespräch wollte sie mich besser kennenlernen, meinen Alltag kennenlernen und erfahren was für eine Vergangenheit ich habe. Bei diesem Gespräch war auch ein Kollege anwesend und dies war im Vorfeld nicht mit mir abgesprochen. Sie stellte sich vor und wies darauf hin, dass sie ein Programm für arbeitsmarktferne Kandidaten hatte. Laut meinem Jobcoach wäre das etwas für mich.
Ich erzählte von mir und was ich gerade tat. Ich habe angegeben, dass ich als Erfahrungsexperting meine Geschichte in den sozialen Medien teile. Der Kollege fand das interessant, der Arbeitscoach hingegen überhaupt nicht. Ich habe nichts damit verdient und sie sagte mir, ich solle sofort damit aufhören und mich mehr auf meine Wiedereingliederung konzentrieren. Ich war damit nicht einverstanden und habe klargestellt, dass ich das nicht tun werde. Ich fand es wichtig, meine Geschichte in den sozialen Medien zu teilen. Letztendlich entschied der Arbeitscoach , dass das Programm nicht das Richtige für mich sei. Vielleicht auch, weil ich selbstbewusst genug war, "Nein" zu sagen und für mich einzustehen.
*Dies betrifft den Zeitraum von September 2020 bis September 2021